Kritiken von "pvzy6f4b"

Passion

Geld. Macht. Verführung.
Thriller

Passion

Geld. Macht. Verführung.
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 05.10.2014
Dieser Film, das Remake des französischen Films LIEBE UND INTRIGEN, macht es dem Zuschauer definitiv nicht einfach. Während der erste Teil unter der Überschrift "Zickenterror in der Werbebranche" manchmal eher an Büro Büro-Folgen erinnert, ist der zweite Teil Thriller-Kino vom Allerfeinsten. Diese beiden Hälften zusammen zu bekommen, das fällt mir gerade nicht einfach.

Prinzipiell halte ich De Palma erstmal für völlig überschätzt. Wo viele seine Filme als Meisterwerke für die Ewigkeit preisen, frage ich mich meistens wo bitteschön Aufbau und Spannung waren. 2 seiner Filme konnten mich bisher erst überzeugen (BLOW OUT und REDACTED), aber ich gebe nicht auf und probiere es immer wieder. Heute war PASSION an der Reihe. Ich gebe zu, dass ich Noomi Rapace sehr gerne sehe, und mit Rachel MacAdams einmal schick Essen gehen, das ist einer der letzten großen Träume in meinem Leben. Somit haben mich die beiden Damen zu PASSION gebracht, und diese beiden haben mir auch die erste Hälfte in sehr hohem Maße versüßt. Der erwähnte Zickenterror, assistiert von Karoline Herfurth als Isabelles Assi Dani, läuft mit vollen Touren, und kann dank der drei Schauspielerinnen auch bestens genossen werden.

Doch dann kommt irgendwann, und zwar recht schlagartig, der Punkt, wo die Atmosphäre düster wird. Die Büros wirken plötzlich wie Verliese, die Beziehungen zwischen den Menschen, auch den an der Handlung nicht direkt Beteiligten, haben die Konsistenz von gefrorenem Schleim, und um alles und jeden scheint sich ein unsichtbarer Kokon zu legen. Und ab diesem Punkt läuft auch De Palma endlich zu Hochform auf. Die Bilder und Farben werden immer suggestiver, die Musik von Pino Donaggio untermalt ein Höllentheater wie einst der Score Bernard Hermanns, und die Handlung kann nicht mehr klar unterschieden werden zwischen Traum und Wirklichkeit. So träumt Isabelle an einer Stelle, dass sie ins Gefängnis gekommen ist und dort den blanken Horror erlebt. Schweissgebadet wacht sie auf - und erkennt, dass sie tatsächlich im Gefängnis ist. Oder das erste Verhör beim Staatsanwalt, das definitiv ein Alptraum ist – findet es wirklich statt? Als Zuschauer weiss ich nicht mehr, ob ich Zeuge eines Traums oder der Realität bin - De Palma zieht mir sehr konsequent den Boden unter den Füßen weg, und ich befinde mich im freien Fall zwischen den Bildern.

Diese Bilder. Die Ballettaufführung und der Mord werden als Splitscreen gezeigt. Wobei allein die Kamerafahrt der Mordsequenz zwischen Argento und Hitchcock anzusiedeln ist (und auch genauso spannend ist), aber zusammen mit dem Splitscreen der Tänzer ergibt sich ein ungeheures Spannungsfeld. Irre ich mich, oder sind die Bewegungen des betrunkenen Dirk im rechten Bild und diejenigen der Tänzer im linken Bild fast gleich? Wahnsinn ... Der Mord selber ist in Giallo-Tradition dargestellt und macht jeden Italo-Kino-Fan glücklich, versprochen! Insgesamt neige ich dazu, die Bilder (teilweise auch die der ersten Hälfte) mit Lucio Fulci zu vergleichen - jedes Bild ein Tableau, das einen auffordert die Pausentaste zu drücken und zu Staunen. Die Wohnung sind exquisit eingerichtet, die Büros sehr schick, und der Production Designer hat auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet.

Soweit ist das ja auch alles noch in Ordnung, und auch die Auflösung des Mordes stellt vor allem Giallo-Fans auf jeden Fall zufrieden. Aber dann dreht De Palma in den letzten Minuten noch mal die Schraube so richtig an, und in Ermanglung besserer Worte möchte ich Alexander Karpisek aus der Splatting Image zitieren: "Schließlich geht jemand durchs Treppenhaus, und die Bilder drehen durch. Was De Palma zusammen mit seinem Komponisten Pino Donaggio in den letzten Minuten zaubert, gehört zweifellos zum Besten, was dieses Team jemals zustande gebracht hat. Zwar kann der Kopf die richtigen Antworten noch nicht geben, aber der Mund steht offen. Endlich mal wieder."
Dem kann nichts hinzugefügt werden, außer einer kleinen Änderung meinerseits: Die letzten Minuten gehören zum Besten was ich überhaupt jemals in diesem Genre gesehen habe!

Was bleibt? Eine erste Hälfte, wo ich kurz davor war vorwärts zu spulen, und eine zweite Hälfte, die ich gerne noch mal zurückspulen und erneut genießen möchte. Während ich diesen Text schreibe stelle ich fest, dass die beiden Hälften doch mehr Einheit ergeben als ich zu Beginn dachte. Und De Palma seinen dritten Volltreffer bei mir gelandet hat. Mit der sehr winzigen Einschränkung, dass PASSION seine Stärken vermutlich bei der Zweit- und Drittsichtung erst so richtig ausspielt. Wie so manch guter Giallo eben auch ...

9 von 10 Seidenschals und eine klare Empfehlung für alle Fans des italienischen Thriller-Kinos

ungeprüfte Kritik

Uranus

Komödie

Uranus

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 10.09.2014
Der Mensch ist sich selbst ein Wolf. Anstatt dass inmitten des halb zerstörten Dorfes alle anpacken und sich gegenseitig helfen, bekämpfen sich die Fronten aus dem Krieg mit unverminderter Härte. Intellektuellen, wie dem Ingenieur Archimbaud (Jean-Pierre Marielle) und dem Lehrer Watrin (Philippe Noiret) bleibt nur die Flucht in die (lebensrettende) Feigheit, der Gastwirt Leopold (Gérard Depardieu) aber, der für die Poesie und den Wein lebt, aufbrausend und ungestüm ist, der macht sich viele Feinde und muss dafür teuer bezahlen. Nicht dafür, dass er im Krieg auf der falschen Seite stand, sondern dafür, dass er im Vollsuff nachts Namen nennt.

Ein bitteres kleines Lehrstück mit schauspielerischen Leistungen wie man sie heute nicht mehr sieht. Wenn Philippe Noiret von dem Bombenangriff auf sein Haus erzählt, und warum er deswegen ein optimistischer Mensch geworden ist, dann ist das ganz große Kunst. Und wenn Gérard Depardieu seine ganze Präsenz, sein Gewicht, sein ganzes Ich, in einen Monolog steckt der nichts anderes erklären soll, als dass er gewohnt ist 12 Liter Wein am Tag zu trinken und das im Gefängnis nicht kann, dann ist das pure Faszination. Wer Depardieu in DANTON mochte, der wird auch hier seine Freude an diesem Ausnahmeschauspieler haben. Auch die Beobachtungen der Menschen, die Veränderungen die sie durchlaufen, die Versuchungen denen sie ausgesetzt sind – da ist ein Regisseur am Werk der sehr genau hinschaut und ganz fein, nicht mit der Kelle sondern mit einem ganz kleinen Pinsel, sehr filigran zeichnet.

Allerdings sollte man ein wenig Kenntnis der französischen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte mitbringen, sonst wird es schnell wirr. Alles andere ist wunderschönes französisches Erzählkino.

ungeprüfte Kritik

Breakdown

Es kann jedem von uns passieren!
Action, Thriller

Breakdown

Es kann jedem von uns passieren!
Action, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 07.12.2013
Es gibt zu Beginn eine Szene, in der Jeff und Amy auf einem Hügel in der Wüste stehen, hinter ihnen ihr kaputtes Auto, und einige Kurven weiter unten ein abgeranzter Pickup, mit dem sie kurz vorher einen Beinahe-Zusammenstoß hatten. Zuerst fährt der Pickup an der Panne einfach vorbei, dann hält er, dreht um, und bleibt auf der Straße stehen. Einfach so, in ihre Blickrichtung, wie ein böses Raubtier. Und ab diesem Zeitpunkt, etwa 10 Minuten nach dem Start des Films, ist die Atmosphäre dermaßen dicht und spannungsgeladen, wie ich es selten erlebt habe. Erinnerungen an TWENTYNINE PALMS werden wach, wo der SUV in der Wüste auch nichts gutes verheißt, allerdings ist BREAKDOWN erheblich actionorientierter und schneller. Was ja nicht unbedingt verkehrt sein muss …

Die Schauspieler sind auf jeden Fall sehr sehenswert (vor allem natürlich J.T. Walsh, der wie immer überzeugend kalt und böse rüberkommt, aber z.B. auch M.C. Gainey als Lemmy-Lookalike geht sehr unter die Haut), die Settings sind herrlich schmutzig, und die paar kleineren Logiklöcher gehen in der mit Händen zu greifenden Spannung einfach nur unter und interessieren nicht weiter. Ich bin mit der Erwartung herangegangen einen 08/15-explodierende Autos-Verfolgungsjagden-hysterische Familienväter-Streifen zu sehen, und bin von einem wahren Thriller-Highlight überrascht worden. Was mich auch erheblich für den Film eingenommen hat: Kein Schnitt-Stakkato, und der Schluss an der Stelle wo er hingehört, ohne nachträgliche Erklärungen oder Fortführungen. Allein schon deswegen: Unbedingt sehenswert!!

ungeprüfte Kritik

Das verborgene Gesicht

Es gibt Türen, die sollte man nicht öffnen.
Thriller

Das verborgene Gesicht

Es gibt Türen, die sollte man nicht öffnen.
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 11.11.2013
Der Dirigent Adrian wird von seiner Freundin Belén verlassen. Er verliebt sich recht schnell neu in die Kellnerin Fabiana und sie zieht zu ihm in ein abgelegenes Haus. Während die Polizei nach der mittlerweile verschwundenen Belén sucht, und dabei Adrian schwer im Verdacht hat etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben, mehren sich im Haus die Anzeichen, dass es dort spukt.

Und was recht gemütlich wie ein veritabler Spukhausfilm beginnt (völlig klar, Belén spukt in den Mauern, und Massen mehr oder weniger gelungener Spukhausfilme fallen einem schlagartig ein), was also als Spukhausfilm beginnt, nimmt nach nicht ganz der Hälfte der Laufzeit eine völlig andere Richtung, wobei auch die Gangart durchaus ein wenig verschärft wird. Wer den Trailer gesehen hat kennt den Dreh des Films, aber wer ihn nicht gesehen hat dürfte einigermaßen überrascht sein von der Wendung (also: Finger weg vom Trailer!!). Die Klaustrophobie, welche Andrés Baiz in der zweiten Hälfte inszeniert, ist wirklich beklemmend, und vor allem durch den ausschließlichen Einsatz von klassischer Musik und den völligen Verzicht schockierender Momente wird die Atmosphäre ausgesprochen dicht. Die Parallelmontage in Richtung Showdown ist bei aller Vorhersehbarkeit extrem spannend umgesetzt, und selbst der danach abfallende Schluss lässt den Zuschauer noch befriedigt zurück.

Schon der Aufbau des Films ist nicht unbedingt Mainstream zu nennen. Wir folgen aus dem Blickwinkel von Fabiana einer Liebesgeschichte, die zunehmend unheimliche Untertöne bekommt, und im Augenblick des Höhepunktes, in dem der Schrecken Gestalt annimmt, vollkommen den Fuß vom Gas nimmt und die gleiche Geschichte als Rückblende aus einer anderen Sicht erzählt. Durch diesen Kunstgriff werden manche Alltagsereignisse des ersten Teils zu wahren Dramen innerhalb des zweiten Teils, was die Spannung erheblich erhöht, vorausgesetzt man lässt sich auf diese Art des Erzählens ein. Klar, die Geschichte beginnt noch mal von vorne, und sie wird dadurch nicht schneller. Soll sie auch nicht, weil sie nämlich dramatischer und intensiver wird. Die Schauspieler legen auch noch mal ein paar Briketts drauf, und ein Drama um Liebe und Eifersucht nimmt seinen wirklich düsteren Gang.

Zwar hätte ich mir noch eine verschärfte Variante vorstellen können, in der ein anderer Hauptdarsteller am Ende der Gelackmeierte ist, was meines Erachtens den Bosheits-Faktor erheblich erhöht hätte. Aber sei’s drum, Atmosphäre und Stimmung passen hervorragend und die Schauspieler machen ihre Sache ordentlich. Was mir sehr positiv aufgefallen ist, und das kann gar nicht oft genug erwähnt werden, ist, dass der Film völlig ohne Schockeffekte und vor allem ohne Einsatz von Blut funktioniert. Damit läuft DAS VERBORGENE GESICHT dem Trend der letzten Jahrzehnte zu immer mehr Schock und Verstörung erfolgreich entgegen und zeigt, dass es tatsächlich immer noch ein intelligentes Kino jenseits des Mainstream-Geschmacks gibt. Was ja nur unterstützt werden kann …

Fazit: Kolumbien ist in Europa als Filmland nicht wirklich bekannt. Scheint sich aber zu lohnen!

ungeprüfte Kritik

Die zwei Gesichter einer Frau

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 08.10.2013
Ein Mann, eine Frau, Regen, und die Musik von Francis Lai … Nein, dieses Mal nicht, aber ein Mann, eine Frau, Nebel, und die wunderschöne Musik von Riz Ortolani betören mindestens genauso. Tonino delli Colli fängt unbeschreiblich schöne Bilder des herbstlichen Norditaliens ein, Bilder, die vor Nostalgie und Trauer geradezu vergehen, und in denen diese schwermütige und mysteriöse Geschichte so unglaublich gut aufgehoben ist. Es war dies der vorletzte Film von Romy Schneider, und rückblickend kommt es einem fast so vor, als ob sie ihren Tod herannahen sah, so melancholisch und traurig wirkt sie. Und doch kann der Film auch Freude erzeugen, kann in den Momenten der Liebe auch brennen und funkeln, aber das Hauptmoment ist immer die Trauer. Trauer um Vergangenes, um verpasste Chancen, um ein Leben das ganz anders, wohlmöglich weniger leer, hätte ausfallen können. Wahrscheinlich kann jeder, der seine Jugendliebe irgendwann später einmal wiedergetroffen hat, dieses Gefühl nachvollziehen.

Romy Schneider und Marcello Mastroianni spielen sicher wie immer. Nein, sie spielen nicht, sondern sie SIND Anna Brigatti und Nino Monti. Den beiden zuzuschauen, wie sie ihre Rollen leben, erfüllt in einer Zeit des schnellen und oberflächlichen Actionkinos mit unendlicher Freude. Beide gehen in ihren Charakteren auf, als hätten sie noch nie etwas anderes gespielt. Eine stille Selbstverständlichkeit umgibt die Schauspieler: Na klar, spiel ich, BIN ich Nino Monti, wer denn sonst?
Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Eva Maria Meineke als Ehefrau Ninos, die mehr an gesellschaftlichem Trara und Oberflächlichkeit interessiert ist als an dem Befinden ihres Mannes. Der wunderbare Michael Kroecher als Don Gaspare, ein Mystiker mit dem Erscheinungsbild von Sopor Aeternus. Ungewohnt ist Raf Baldassare als Freund Ninos, aber auch diese kleine Rolle meistert er mit Bravour.

Ein Film, der bei aller Schwermut einfach Freude macht, weil er ein Gefühl zurücklässt das zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Der Freude macht aufgrund der wundervollen Schauspieler. Und der Freude macht, weil er in sich einfach stimmig ist. Wer noch Sinn hat für Geschichten die Gefühle erzeugen, und die ohne explodierende Autos auskommen, dafür aber mit richtigen Schauspielern, der sollte sich diese Perle nicht entgehen lassen.

ungeprüfte Kritik

Agents Secrets

Im Fadenkreuz des Todes
Thriller, Krimi

Agents Secrets

Im Fadenkreuz des Todes
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 06.10.2013
Kein James Bond, kein amerikanisches Knall-Bumm-Geballer mit coolen Typen und Riesenwummen, sondern ein unterkühlter und trister Einblick in den Alltag eines Geheimagenten. Schon der Beginn des Filmes zeigt wie einsam und schnell ein Agent stirbt, und wie wenig das irgendjemanden interessiert. Im weiteren Verlauf, wenn gelegentliche rudimentäre Einblicke in so etwas wie ein „Privatleben“ eines Agenten gezeigt werden, dann sieht das schon nach ganz schöner Einsamkeit und Tristesse aus. Die einzigen Freunde und Bekannten sind andere Agenten, und ein Treffen mit einem Kollegen ist immer konspirativ.
Die Geschichte hat im Lauf des Films zwar einige Züge in Richtung Räuberpistole, aber schlussendlich handelt es sich hier ja auch um einen Thriller, nicht um ein Drama. Der Schlusstwist wirft den Zuschauer nicht um, aber ein wenig fies ist er schon. Gemein ist da wahrscheinlich das richtige Wort. Georges bekommt heraus inwieweit er hintergangen worden ist, und seine Hilflosigkeit und Bitterkeit können leider nicht in adäquate Bilder umgesetzt werden, aber gleichzeitig kann der Zuschauer durchaus mit ihm mitfühlen, kann dank des großen Könnens Vincent Cassels seine Frustration durchaus nachempfinden. Monica Bellucci als ausgenutzte und verratene Agentin überzeugt hier von der Anlage her noch mehr, ihr Figur ist tragisch, und auch hier wird der Zuschauer berührt und kann mitfühlen.
Ein Zwiespalt also zwischen einem Drehbuch, das gerne Gefühle wie Einsamkeit und Frustration zeigen möchte aber nicht kann, und Schauspielern die das durchaus können. Dank Cassel und Bellucci bekommt der Film die Kurve und wird zu einem überzeugenden Crossover zwischen realistischem Thriller und Drama.

In diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen ist der Film SECRET DEFENSE von Philippe Haim, der ein perfektes Double Feature mit AGENTS SECRETS abgibt. In SECRET DEFENSE wird sehr nüchtern gezeigt, wie Agenten rekrutiert werden, wie sie ausgenutzt werden, und wie ihre Vorgesetzten ticken, von der Darstellung somit ähnlich wie AGENTS SECRETS. Wer also auf (weitgehend) realistische, moderne Agentenfilme steht, ohne Supermänner, weltweite Verschwörungen und explodierende Autos, der darf bei beiden Filmen bedenkenlos zulangen.

ungeprüfte Kritik

Die Fälschung

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 15.09.2013
Zu Beginn dachte ich mir ja schon noch „Deutsche Filme … Kein Wunder dass die niemand mag, so hölzern wie die Jungs und Mädels da spielen.“ Aber was wie ein ZDF-Fernsehspiel beginnt gewinnt mit dem Beginn der eigentlichen Handlung in Beirut an Drive. Laschen lässt sich durch Beirut treiben, kommt selber in Schusswechsel, muss vor Artilleriebeschuss flüchten, und in einer sehr schönen Szene kommt er mit mehrstündiger Verspätung im Haus von Arianna an, von Kopf bis Fuß verdreckt, der Anzug ruiniert, und meint nur lakonisch, dass es umständlich war herzukommen.

Überhaupt das dargestellte Leben in Beirut. Der Film spielt 1976, ein Jahr vorher hatte der Bürgerkrieg begonnen. Die Altstadt von Beirut, ja die gesamte Innenstadt, galt als No Man’s Land: Nur Ruinen, durch die Straßen ziehende Milizen, ständig irgendwo Schüsse oder Explosionen, Menschen die nach Wasser anstehen und die Straßen nur rennend überqueren, Scharfschützen die alles beharken was noch lebt. Bilder wie aus Berlin 1945 oder Sarajevo 1995.
Der Film wurde tatsächlich in Beirut während des Bürgerkriegs gedreht, und es sind keine Kulissen und keine Statisten zu sehen. Schlöndorff erzählt, dass die Milizen ganz begeistert waren in dem Film mitzuspielen. Allerdings haben alle darauf bestanden mit echter Munition zu schießen, weil Platzpatronen die Gewehre kaputtmachen. Das heißt, dass wirklich alles in diesem Film echt ist.

Somit sind die Settings, ist die Stimmung im Film sehr authentisch und beeindruckend, was der Handlung wiederum zugute kommt. Laschen versinkt im Laufe des Filmes im mehr in der Gewalt die ihn umgibt. Während er zu Beginn noch über den Tod eines alten Mannes staunt und philosophiert, ist er spätestens nach dem als Augenzuge erlebten Massaker an moslemischen Zivilisten konsterniert. Er sieht wie Leichen verbrannt werden, und gleichzeitig erlebt er den Geschäftssinn und den Zynismus seiner Kollegen, wenn die Bilder von Opfern als Handelsobjekte gesehen werden und den Status von Fußballsammelbildern haben. Als er, um nicht selber ums Leben zu kommen, einen Mann töten muss, erkennt er wie leicht man sich in einer solchen Umgebung verlieren kann und er entscheidet sich doch nach Deutschland zurückzukehren. Die Hybris ist dann die Szene in der Redaktionskonferenz, wenn er die Bilder des Massakers vorlegt, die Antwort „Beirut, das interessiert doch keinen mehr“ lautet, und er um die Anzahl der verfügbaren Seiten feilschen muss.

Diese Momente sind die stärksten des Filmes, hier kann auch Bruno Ganz glänzen, und hier macht man sich als Zuschauer auch so seine Gedanken über die aktuellen Kriegsspielchen. Leider empfinde ich Ganz in vielen Situationen als glatte Fehlbesetzung, was dem Film natürlich nicht gut tut. Seine stoische Leidensmiene, seine Reserviertheit, auch in Momenten die ihn emotional fordern, da würde ich mir mehr Gefühl und mehr Engagement wünschen. Und wenn er im Bonusmaterial selber erzählt, dass er sich vom Regisseur des Öfteren allein gelassen gefühlt hat, dann ist klar, dass er erheblich mehr Führung gebraucht hätte um die Rolle auch wirklich auszufüllen. Da haben Regisseur und Schauspieler wohl nicht so ganz zusammengepasst. Wie wohltuend wirkt daneben Hanna Schygulla, die ihre Rolle fühlt, lebt, und geradezu somnambul durch die zerstörte Stadt schwebt. Laut DVD-Bonusmaterial ist Hanna Schygulla nach Abschluss der Dreharbeiten noch einige Zeit in Beirut geblieben, und diese Verbundenheit ist auch deutlich zu spüren, was bei Bruno Ganz aber leider gar nicht zutrifft. Seine Entscheidung in Beirut zu bleiben ist schauspielerisch nicht nachzuvollziehen, das Unbehagen über den Aufenthalt in Beirut ist in fast jeder Minute zu spüren.

Fazit: Ein starker Anti-Kriegsfilm, der nicht mit übertriebenen Greueltaten zu punkten versucht, sondern die Entmenschlichung des Krieges anhand der Entwicklung des Protagonisten darstellt, dabei aber nicht vergisst dass ein Film auch unterhalten muss. Der Film ist definitiv keine Kopfgeburt, und damit auf jeden Fall sehenswert.

ungeprüfte Kritik

Headhunters

Nach dem gleichnamigen Bestseller von Jo Nesbø.
Thriller, Krimi

Headhunters

Nach dem gleichnamigen Bestseller von Jo Nesbø.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 28.08.2013
Achtung, enthält Hinweise zur Handlung. Spoiler? So in die Richtung ...

Beginnen tut der Film wie eine dieser leicht skurrilen Komödien der Coen-Brüder, oder vielleicht auch ein wenig wie ein früher Tarantino. Immer mit etwas Witz, mit (Eigen-) Ironie, und der Held ist natürlich ein Überflieger der alles kann, der alles hat, und man ahnt dass da noch ziemlich große Probleme kommen werden. Auf dieser Basis funktioniert der Film in den ersten 30 Minuten auch recht gut, dann schleichen sich ein paar etwas ernstere Untertöne ein, und plötzlich gibt es den ersten Toten. Kennt man, ist nichts Ungewöhnliches, und ist gut inszeniert.

Was dann aber folgt ist dermaßen schnell, brutal und dynamisch erzählt, dass man wirklich Mühe hat Schritt zu halten (im positiven Sinne). Roger Brown findet sich im Zentrum einer Hetzjagd, die nur ein einziges Ziel hat: Ihn tot zu sehen. Und der Jäger geht dabei vollkommen skrupellos vor, was den Yuppie und quasi Gentleman-Gauner erstmal überfordert. Bis dahin ist Hennies Figur, trotz aller anfänglichen Vorbehalte, aber bereits soweit sympathisch geworden, dass die Spannungskurve noch mal zusätzlich angedreht wird, der geneigte Zuschauer ist auch ohne Wackelkamera voll dabei und fiebert mit. Erinnerungen an Hitchcock’s Frenzy oder Blood Simple der Coen-Brüder werden wach, wobei beide Filme nicht so action-orientiert vorgehen wie Headhunters. Die Jagd auf Brown ist eine Tour de Force wie aus dem US-amerikanischen Action-Kino, aber leider leider auch mit den entsprechenden Logiklöchern behaftet.
Dass Brown sich als zähes Kerlchen entpuppt ist einzusehen, aber dass er als einziger den Sturz im Polizeiauto überlebt ist nur und einzig der Geschichte geschuldet. Sei’s drum, sonst wäre der Film ja auch nach 60 Minuten aus gewesen. Wäre das so schlimm gewesen? Nein, weil nach diesem Logikproblem kommt noch ein fieser Twist – und das war’s … Die letzten 20 Minuten können der Geschichte nichts Neues mehr entlocken, kein Twist, ein unaufregendes Showdown, dafür aber, im schlimmsten US-amerikanischen Sinne, ein wortreiches(!) Erklären der letzten 10 Minuten.

Und wenn man dann in den Extras hört, dass ein Film geschaffen werden sollte auf internationalem Niveau, dann fällt man auch vom Glauben an das europäische Kino langsam ab. Das norwegische Kino bietet einige Perlen (z.B. den genialen Psycho-Thriller The Crossing, den starken Gangsterfilm Izzat, oder den sehr spannenden Cop-Film Uro), und auch Headhunters bietet unendlich Möglichkeiten mit einer spannenden, rasanten, aberwitzigen und vor allem realistischen Story, und zum großen Teil wird dies auch genutzt. Die Schauspieler sind, wie ich bislang immer in norwegischen Filmen gesehen habe, allererste Sahne, und die technische Umsetzung ist erstklassig. Warum bitte sehr dieser Kotau vor Hollywood? Als deutsch/dänisch/norwegisch/schwedische Koproduktion will das international doch (leider) eh keiner sehen, erst das Hollywood-Remake macht dann Kasse. Durch diesen Wunsch nach internationalem Erfolg verbiegt man sich die eigene Story (falsch: Den eigenen Film, weil die Story, so wie sie ist, funktioniert und einfach geschickter hätte erzählt werden müssen) und liefert runde 70 richtige starke Minuten ab und 20 eher nicht so tolle. Aber ausgerechnet die bleiben hängen, weil sie zum Schluss kommen. Und dass die Vorlage des norwegischen Bestseller-Autors Jo Nesbø so schwach endet, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Trotzdem ein starker Film, der eben von seinen guten Schauspielern lebt, und den Wechsel von der angedeuteten Komödie zum Actionfilm völlig problemlos hinbekommt. Nur zurück zum leichten Film, das ist unnötig und das schafft er nicht mehr. Mein Tipp: Unbedingt nach dem Tod des Bösewichts ausschalten! Die letzten Bilder sind so dermaßen unerträglich seicht, das kann einem den ganzen Film versauen. Und das hat er definitiv nicht verdient.

ungeprüfte Kritik

Cop Land

Niemand steht über dem Gesetz.
Thriller, Krimi

Cop Land

Niemand steht über dem Gesetz.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 17.08.2013
Ein feiner und böser Polizeifilm, der von seiner Anlage eigentlich eher in die 70er gehört hätte. Sylvester Stallone als vom Leben enttäuschter Kleinstadt-Sheriff, Harvey Keitel als böser Bulle der alle anderen in der Tasche hat, Robert de Niro als Internal Affairs-Ermittler, Ray Liotta als Undercover-Cop, der auf beiden Seiten des Gesetzes zu stehen scheint – Die Figuren agieren miteinander und gegeneinander, aber so wie sie es auch im wirklichen Leben tun würden: Mit psychischer Gewalt, mit Bosheiten, mit Drohungen, aber ohne körperliche Gewalt oder Ballereien. An der Stelle wirkt der Film sehr realistisch und umso bedrohlicher, und da die Schauspieler (vor allem Stallone) extrem gut spielen wird der Zuschauer sehr schnell in einen Strudel von Gewalt und Lügen gezogen, der mittlerweile im Kino leider recht selten geworden ist. Geradlinig erzählt, mit einer sauberen Ausarbeitung der Charaktere und ihrer Vorgeschichte, so können gute Polizeifilme auch aussehen, ganz ohne Explosionen. Und wenn wir das Showdown aus Sicht des fast tauben Stallone erleben, dann wird die Spannungsschraube noch mal zusätzlich angezogen, trotz oder gerade wegen des Verzichts auf minutenlange Schießereien. Sehr empfehlenswert!

ungeprüfte Kritik

The 24th Day

Die nächste Lüge wird deine letzte sein...
Thriller

The 24th Day

Die nächste Lüge wird deine letzte sein...
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "pvzy6f4b" am 17.08.2013
2 Männer und einen Stuhl (bzw. ein Sofa), mehr braucht es nicht für ein ziemlich spannendes und dramatisches Kammerstück. Durch den dramaturgischen Kniff von kurzen Rückblenden werden die ersten zwei Drittel des Filmes immer wieder spannend gehalten, während das letzte Drittel, bei dem die Hintergrundgeschichte dann geklärt ist, durch seine eigene Dynamik lebt.
Entscheidend ist hier nicht das gelegentliche Aufflackern von Gewalt oder die Entführung an sich, entscheidend ist hier das Aufblättern der Psychen der beiden Protagonisten. Beide leben ihre Lebenslügen, beide haben sich in ihrer Existenz eingerichtet, und durch das Duell werden beide gezwungen sich mit ihren jeweiligen Illusionen auseinanderzusetzen.

Tom wäre gerne Archäologe geworden, hat es aber nur bis zum Koch geschafft. Warum wird nicht wirklich klar, aber es fehlte wohl der Mut einen anderen Weg als die Masse zu gehen. Als Dan ihm erklärt, dass nicht unbedingt er seine Frau mit dem HIV-Virus angesteckt haben muss, sondern die Ansteckung auch andersherum gelaufen sein kann, bricht eine Welt ihn im zusammen. Dans Leben hingegen ist eine einzige Lüge. Er lügt so permanent, dass er seine Scheinwelt für bare Münze hält und auch wirklich sicher ist erst mit 6 bzw. 7 Männern geschlafen zu haben. Tom bricht dieses Lügengebäude Stück für Stück auf, kann Dan damit aber nur leicht verunsichern. Zu stark ist das Fundament der Einbildung. Dan LEBT seine Lügen.

Klar ist, dass es hier ohne gute Schauspieler nur Langeweile geben kann. Und überraschenderweise sind beide Jungstars wirklich hervorragend. Scott Speedman gibt absolut überzeugend den zerbrochenen Ehemann, der sich die Schuld am Tod seiner Frau gibt und eigentlich nur noch vor sich hinlebt, und James Marsden ist der perfekte Bobby Brown – jung, gutaussehend, Filmproduzent, schwul, und verantwortungslos. Man hätte sich einen Roman Polanski als Regisseur gewünscht, der das Psychoduell noch besser hätte ausreizen können, die Spitzen noch besser hätte herausarbeiten können. Aber auch so ist The 24th Day definitiv kein Wohlfühlfilm, ich hatte dauernd das Gefühl das etwas an mir kratzt und schabt, und nach dem Film blieb entsprechend ein ziemliches Unwohlsein übrig. Wer Filme wie Death and the Maiden oder Carnage mag darf auch hier unbesorgt frösteln.

ungeprüfte Kritik