Definitiv ein Herzerreichendes und berührendes Spektakel! Es ist nicht nur einfach ein einfacher Samurai-Film von der Stange, auch wenn die Handlung eher klischeehaft bzw. traditionell daherkommt, weiß das geschehen zu fesseln. Emotional trifft vor allem die intensität mit der die Protagonistin ihre Rolle verkörpert ins Ziel! Zatoichi - der blinde Samurai in weiblicher Variante weiß definitiv zu überzeugen und stellt alles in den Schatten was sich im Film sonst noch so bewegt. Die Handlung ist nicht ungewöhnlich, und nicht alle Kampfszenen sind gelungen, aber die stehen hier auch nicht im Vordergrund. Ichi ist einfach nur schön, aber das ist auch kein Hauptgrund den Film zu mögen, weil nicht nur ästhetisch macht die hübsche Haruka Ayase ihre Rolle zu etwas ganz besonderes, nein ihre komplette Darstellung ihres Schauspiels hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Zuschauer soll emotional mit ihr versinken, durch die optischen aber auch musikalischen Elemente bekommt man einen emotionalen Bezug zur Hauptprotagonistin. Die Kontinuität der Schweigsamkeit , die Mimik, jede Nuance in den Kampfszenen, und vor allem diese authentizität und ausdrucksstärke wie sie ihr Schicksal verdeutlicht, regt zum Applaus an. Sehr glaubwürdig gespielt, man nimmt ihr die innere leere und ihre Sehnsucht nach ihrer Grenze absolut ab. Manche Dialoge und Äusserungen haben fast schon was poetisches, tragisches, zwischen gut und böse, leben und sterben, lieben und hassen, gerechtigkeit und ungerechtigkeit, in dramaturgie eingehüllt, wobei manche Momente eher komik vermitteln. Das traurige innere Leid das die Wandermusikerin von innen nach aussen trägt ist Hauptbestandteil, die nebengeschichte mit Samurai Toma "der sein Schwert nicht ziehen kann" fügt sich gut ins geschehen ein, wirkt phasenweise aber ziemlich dämlich. Ein ständiger Wechsel zwischen Feindschaft, Verbundenheit, zerrissenheit, und Freundschaft. Irgendwo dazwischen sucht der Film seine Grenzen und setzt optisch Akzente! Drehorte, Ausstattung, Beleuchtung, Kamera und Musik vermögen durchaus zu fesseln. Manche Einstellungen sind gelungen, manche Szenen bewegen sich zu sehr im dunkeln, die Kulisse ist befriedigend klassisch. Das Original "Zatoichi - der blinde samurai" von Kitano habe ich noch nicht gesehen, deswegen kann ich keine Vergleiche ziehen, oder inwiefern die Charaktere bloß nur blasse Kopien vom Original sind, aber im großen und ganzen berührte mich der Ablauf. Ob man am Ende über eine Träne nachdenkt oder nicht, bleibt jedem selber überlassen! Es wirkt alles etwas nach einem "stilsicheren Früheastern", manche Dialoge sind einfach nur flach und lächerlich, andere jedoch wissen zu gefallen, wenn man zwischen den Zeilen liest. Wie sich die Darsteller durch den Film bewegen ist auch nicht immer fließend, eher hölzernd und schleppend, oft zu melodramatisch, so das die eher lustigen Sequenzen nicht mehr so recht passen wollen. Kostüme und Nebenschauspieler wirken wie aus einem B-Movie, und trotzdem hinterlässt "Ichi" emotional mehr als nur menschlichkeit.
Fazit : Schnörkellos und dennoch einzigartig! Wer sich voll und ganz auf die Geschichte der blinden Schwertkämpferin einlässt und sie versucht emotional zu verstehen hat spaß am ganzen, Regie und Schauspieler geben sich Mühe. Optisch aber auch musikalisch professionell, was nicht nur an den Liedern von Lisa Gerrard liegt. Ein Film der von schönen Bildern und kraftvollen Farben begleitet wird, auf zu blutige Details wird größtenteils verzichtet, und da muss man meiner Meinung nach auch nicht genau drauf eingehen, dafür wirken die Schwertkampfszenen real. Vieles dreht sich um das Loslassen und um die Suche nach sich selbst, wunderbar emotional und schön inszeniert, irgendwo faszinierend, aber in vielen Phasen auch nicht perfekt und unfreiwillig komisch, wahrscheinlich versuchte man mit der dämlichen komik zwischendurch die ernsthaftigkeit der Thematik aufzulockern, was aber eher störend daherkommt. Ich war oft begeistert, aber auch nicht immer gefesselt und zwischendurch gelangweilt. Ein Film der bewegt, aber vieles hätte besser machen können, trotzdem Sehens- und hörenswert!
ungeprüfte Kritik