Eine deutsche Kindergeschichte
Drama
Eine deutsche Kindergeschichte
Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "3hil16" am 26.07.2010Der Film ist eine bitterböse, langatmige Darstellung von prüden, protestantischen Preußen - was für eine Enttäuschung.
Zuerst aber zu den positiven Aspekten dieses Films:
1. Die schauspielerische Leistung ist überdurchschnittlich - insbesondere für einer deutschsprachigen Film. Da gibt es fast nicht auszusetzen.
2. Die Dialoge sind überwiegend gut. Vor allem die Monologe des Pfarrers gefielen mir sehr gut oder der Schlagabtausch zwischen Arzt und Hebamme. An einigen anderen Stellen gingen dem Drehbuchautor offensichtlich die Ideen aus.
3. Auch ist der Film insgesamt handwerklich hervorragend produziert.
Neutral: das Stilmittel "schwarz/weiß" wurde m.E. verwendet um Geld zu sparen. Wäre der Film in Farbe gedreht worden, hätte man die Kulissen renovieren müssen, was das Budget sicherlich stark beansprucht hätte. Dies hat aber die vermutlich gewünschte Folge, das Film eher trist wirkt. Sommertage wirken ähnlich kalt wie Wintertage.
Nun zu den Kritikpunkten:
Der Film bleibt den Grund für seine Geschichte schuldig. Den Grund muss der Zuseher sich selber herleiten, was vom Regisseur beabsichtigt wurde. Das findet vielleicht der Regisseur gut (aus Schadenfreude, weil man sich durch einen langatmigen Film gequält hat und zum Schluss nicht dafür "belohnt" wird), ich finde es eine schwache Leistung. Schließlich wäre die "Botschaft" durchaus interessant gewesen. Es bleibt eigentlich nur das negative Portait schlechter Menschen hängen.
Meine Interpretation das Films ist, dass man Preußen und den Protestantismus kritisch beleuchten wollte. So wird z.B. fast nicht gelacht in dem Film. Die einzig fröhlichen Menschen sind die polnischen Erntehelfer (vermutlich katholisch). Der "Krimi" ist dafür nur Mittel zum Zweck. Es wäre trotzdem interessant gewesen, zu erfahren, welche konkreten Motive die Missetäter hatten (dies wird zwar an einer Stelle angedeutet aber nicht aufgelöst - es bleibt nur eben dieser seltsam fade Nachgeschmak, dass die Erwachsenen alle Kinder misshandeln und/oder die Kinder im Inzest gezeugt wurden).
Das Konzept wäre zu rechtfertigen gewesen, wenn der Film wenigstens echte emotionale Höhepunkte zu bieten gehabt hätte. Aber wenn man erst mal verstanden hat, das fast alle Menschen des Films schlecht sind (der erzählende Lehrer ist natürlich hier ausgenommen, da es für die Erzählweise zwingend notwendig war, dass dieser besser als die anderen ist - aber auch nicht wirklich positiv), dann ist die Luft einfach raus. Dann ist das spannendste nur noch die eigene Hoffnung, dass vielleicht doch noch irgendetwas überraschendes passiert.
Fazit: Nur zu empfehlen, wenn man seine Laune wirklich drücken möchte und sich bestätigt wissen möchte, wie schlecht manche Menschen/Kulturen sind.
ungeprüfte Kritik